Allgemein

Forchheims Handballvereine fürchten um ihre Existenz

Mail vom 06.09.2020 zum Thema der kompletten Hallensperrung:

Sehr geehrter Herr Dr. Ulm,
Sehr geehrte Schulleiter*innen der Forchheimer Schulen,
Sehr geehrter Herr Götz,

mit großer Sorge haben wir zur Kenntnis genommen, dass alle Sporthallen des Landkreises Forchheim vorerst für den Breitensport gesperrt sind. Sicher erfordert die aktuelle Lage ein hohes Maß an Vorsicht, allerdings sehen wir durch diesen Schritt das Fortbestehen unseres Vereins in Gefahr. So möchten wir mit dieser Mail auf die Bedeutung aller Forchheimer Sportvereine hinweisen und hoffen mit Ihnen in einen gemeinsamen Dialog treten zu können, der zu einer für alle Seiten akzeptablen Lösung führt.

Die Forchheimer Sportvereine sind seit Jahrzehnten eine Bereicherung für die Bürger*innen der Stadt und des Landkreises. Zum einen tragen wir durch unser umfangreiches Angebot im Breitensport zur Gesunderhaltung der Bevölkerung bei, andererseits sind hochklassige Sportveranstaltungen fester Bestandteil des Forchheimer Kulturprogramms. Auch haben die Forchheimer Sportvereine viele Male ihr soziales Engagement bei Veranstaltungen wie Mini Forchheim oder dem Tag der Jugend unter Beweis gestellt. Für den HC Forchheim möchte ich hier auch unsere integrative Sportgruppe sowie die Gruppe HC International erwähnen. Hier zeichnen sich auch viele andere Vereine in Forchheim aus.

Besonders wertvoll erachten wir die Kinder- und Jugendarbeit, die in den Sportvereinen geleistet wird. Durch unser umfangreiches Bewegungsangebot tragen wir zu einem gesunden Aufwachsen der Forchheimer Kinder und Jugendlichen bei. Das regelmäßige Training bietet einen wertvollen Ausgleich zum oft sehr bewegungsarmen Alltag der Kinder und Jugendlichen. Sicher profitieren auch die Lehrkräfte der Schulen von ausgeglichenen Schüler*innen im Unterricht. Weiterhin stellen das regelmäßige Training und der Kontakt mit Mannschafts- bzw. Sportkamerad*innen einen zentralen, sozialen Knotenpunkt im Leben unserer Vereinsmitglieder dar. In den vergangenen Trainingseinheiten war die Freude über den (wenn auch nur eingeschränkt) möglichen Kontakt mit Sportkamerad*innen deutlich zu spüren.

In Zeiten der Pandemie zählt der Breitensport zu einem wichtigen Mittel zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit. Durch das Training im Rahmen des Vereinssports kann sichergestellt werden, dass dabei entsprechende Hygienemaßnahmen eingehalten werden. So sind beispielsweise das Protokollieren von Trainingsteilnehmer*innen, Lüftungspausen und regelmäßige Handhygiene fester Bestandteil des uns selbst auferlegten Hygienekonzepts. Das Hygienekonzept basiert auf auf dem "Return-to-play-Konzept" (https://www.dhb.de/de/services/return-to-play/infos/), das von Frau Dr. Elke Friedrich als vorbildlich eingestuft wurde (E-Mail vom 14.08.2020 "besser kann man es nicht machen."). Dieses Hygienekonzept haben wir dieser Mail angehängt und es darf gerne anderen Vereinen als Grundlage dienen.

Neben den gesundheitlichen und sozialen Einschränkungen für unsere Mitglieder, fürchten wir auch um das (sportliche) Weiterbestehen unseres Vereins. Viele Vereine, beispielsweise aus Erlangen, Baiersdorf und Herzogenaurach, haben von ihren Sachaufwandsträgern Hallenkapazitäten zur Verfügung gestellt bekommen und können einen (mit Hygienekonzept) normalen Trainingsbetrieb aufrechterhalten. Da der BHV mit einer Handballsaison 2020/2021 plant, entsteht uns so ein enormer Wettbewerbsnachteil. Fünf unserer elf Mannschaften haben sich dieses Jahr für einen Platz in der Bayern- bzw. Landesliga qualifiziert. Gerne würden wir auch in dieser Saison die Stadt Forchheim bayernweit sportlich vertreten, jedoch fürchten wir ein Abwandern der leistungsorientierten Spieler*innen zu Vereinen, die ein Hallentraining ermöglichen können. Auch ist fraglich, ob wir aus Gründen der Verletzungsgefahr, die das fehlende Hallentraining verursacht, unsere Spieler*innen überhaupt an Wettkampfspielen teilnehmen lassen können. Sicher ist dies nicht nur ein Problem des HC Forchheim, sondern auch anderer Sportvereine in Forchheim. Auch die Handballabteilung des SV Buckenhofen hat ähnliche Bedenken. Spätestens wenn die Saison beginnt und wir keine Halle zur Verfügung haben, werden wir alle Mannschaften vom Spielbetrieb abmelden müssen. Daher sehen wir unsere Existenz bedroht.

Das Kultusministerium gibt einen geregelten Sportunterricht für die Schulen in den Sporthallen vor und als Grundlage sollen die Hygienekonzepte und Erfahrungen der Vereine genutzt werden (KMS vom 31.07.). Dass die Hallensportvereine nun nicht mehr trainieren dürfen , empfinden wir als paradox. Wie uns mitgeteilt wurde, werden einige Sporthallen aktuell als weitere Klassenzimmer benötigt. Wir haben vollstes Verständnis für die Nöte der Schulen und sind uns darüber im Klaren, dass der Schulbetrieb gegenüber dem Breitensport Vorrang hat. Allerdings könnten wir uns vorstellen, dass die Bestuhlung von den Vereinen zu den entsprechenden Trainingszeiten beiseite geräumt und wieder (desinfiziert) aufgebaut werden könnte. Sicher verlangt eine solche Abmachung Vertrauen in die Sportvereine, jedoch sind wir uns unserer Verantwortung bewusst und scheuen auch zusätzlichen Aufwand nicht, wenn dadurch unser Sportbetrieb am Leben gehalten werden kann. Zur aktuellen Situation hat sich auch unser Sportminister Joachim Herrmann in einer Videobotschaft an uns alle gewandt. Link: https://youtu.be/0r8cKmWdAOw

Zur besseren Einordnung dieser Mail möchten wir noch folgendes ergänzen: Wir stehen seit Monaten mit dem Landratsamt Forchheim, Abteilung Liegenschaften in regem und konstruktiven Austausch, um Sportplätze und Hallen zu buchen. Zuerst, um im Mai wieder im Freien und unter Conrona-Auflagen zu trainieren, anschließend - nach längerem Hin und Her - durften wir mit unserem Hygienekonzept für den August wieder in die EGF-Halle und die Gräfenberghalle zum Trainieren. Hierfür sind wir sehr dankbar, wenngleich wir einen nahezu normalen Trainingsbetrieb seit Juni bei unseren Sportkollegen in Erlangen mitansehen müssen. Daher regten wir damals in einer Mail an den Landrat eine Hallenöffnung an, was sich für August umsetzen ließ. Des Weiteren haben wir uns bereits Mitte August um ein Treffen mit dem Landratsamt (Herr Dier) und dem Gesundheitsamt bemüht, den Trainingsbetrieb nach den Ferien vorzubereiten und die Rahmenbedingungen zu schaffen. Bei diesem Treffen am 20.08.2020 14:00 Uhr waren die zwei Forchheimer Handballvereine gemeinsam aktiv und das Treffen war sehr konstruktiv und positiv. Juristisch stünde einer Nutzung der Hallen nichts im Wege, die Bestuhlung der Hallen sollte noch mit den Schulen geklärt werden. Einzig die Möglichkeit der Belüftung sollte geprüft und ggf. nachgerüstet werden. Doch jeder Schritt bislang war sehr müßig, erforderte oftmaliges Nachfragen und hat bisher mitunter sehr viel Kraft und Motivation auf unserer Seite gekostet. Wir sind mit vielen Vorschlägen und einer großen Bereitschaft für Zugeständnisse in einen offenen Dialog gegangen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Frau Hetz hierbei immer sehr kompetent, freundlich und kooperativ, wo es Ihr möglich war, war. Vielen Dank an dieser Stelle an Frau Hetz. Zu guter Letzt erreichte uns am vergangenen Donnerstag die Nachricht, dass all unsere Bemühungen nun wohl im Sande verlaufen sind, da sich die Abteilung Liegenschaften des Landratsamtes Forchheim für eine komplette Schließung der Hallen für den außerschulischen Betrieb ausgesprochen hat. Dies ist für uns ein herber Schlag und stellt uns gerade mit Blick auf den nahenden Herbst/Winter vor schier unlösbare Probleme, die uns letztlich die Existenz nehmen werden. Die gänzliche Sperrung aller Hallen, obwohl einige nicht bestuhlt sind und diese fair unter den Hallensportvereinen aufgeteilt werden könnten, ist für uns schlicht nicht nachvollziehbar. Dies frustriert und enttäuscht uns unermesslich.

Trotz aller vorgetragenen Argumenten sind wir uns der Auswirkung der Pandemie auf unsere Gesellschaft bewusst, wir wissen und akzeptieren, dass der Schulbetrieb wichtiger ist als der Vereinssport. Wir tun alles dafür, einen verantwortungsvollen Umgang zu pflegen. Wir Vereine leisten einen gesellschaftlichen Mehrwert und fallen nun (gefühlt) einfach hinten runter. Bitte verstehen Sie diese Mail nicht als Anklage oder Forderung, sondern als Bitte Gehör zu finden und an einer Lösung, die Schule, Hygienevorschriften und Vereinssport ermöglicht, mitwirken zu können. So möchten wir Sie zu einem runden Tisch aus Landkreis, Schulen und Vereinen einladen, um gemeinsam für alle gangbare Wege zu finden.

Diese Mail ist, bedingt durch den Zeitdruck, nicht mit den anderen Forchheimer Sportvereinen abgestimmt, jedoch hoffen wir auch deren Interessen berücksichtigt zu haben. Daher haben wir die Vereine CC in diese Mail aufgenommen.

Vielen Dank und einen möglichst Corona-freien Schulstart,

wünschen mit sportlichen Grüßen,
Der Vorstand des HC Forchheim

Matthias Erlwein und Stefan Endrizzi
Jugend-Vorstand des HC Forchheim

Abgestimmt mit der Handballabteilung des SV Buckenhofen (Johannes Gumbmann).

siehe auch
Hygienekonzept des HC Forchheim

 

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